Der geimpfte, tätowierte Storch!
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Die REACH konformen Tattoofarben stehen genauso wenig mit sporadischen Nebenwirkungen von Tätowierungen in Beziehung, wie die Geburtenrate mit der Anzahl der Störche in einer Region.
Über die sozialen Medien haben wir von dem Gerücht erfahren, dass REACH konforme Tattoofarben in sehr seltenen Fällen Nebenwirkungen wie leichte Schwellungen hervorrufen. Oft amüsieren uns ja die wilden Theorien, die über soziale Netzwerke so verbreitet werden. Doch in diesem Fall möchten wir das Gerücht richtigstellen und über die Hintergründe aufklären, sodass Tätowierende und Tätowierte nicht unnötig verunsichert werden.
Die Ursache der sehr seltenen Nebenwirkungen liegt nicht in den Tattoofarben verborgen, sondern in den Covid-19-Impfungen oder -Infektionen. Und das denken wir uns als Hersteller von Tattoofarben nicht etwa aus – darin sind sich führende Experten der Dermatologie und Wissenschaft einig.
Wir empfehlen auf Grundlage unseres derzeitigen Wissensstandes einen zeitlichen Abstand zwischen einer Tätowierung und einer Covid-19-Impfung oder -Infektion von mindestens 4 Wochen. So hat das Immunsystem genügend Zeit, sich nacheinander mit den Herausforderungen der Impfung und der des Tätowierens auseinanderzusetzen.
Aber was ist dran an dem Gerücht?
Gerüchte entstehen oftmals durch Beobachtungen, die fälschlicherweise, und oftmals unwissentlich, in eine Ursache-Wirkung-Beziehung zueinander gebracht werden. In unserem Fall der REACH konformen Tattoofarben und den angeblichen Nebenwirkungen handelt es sich um eine so genannte Korrelation.
Fun-Fact und Beispiel einer Korrelation:
Zwischen 1966 und 1975 wurde im deutschen Bundesland Baden-Württemberg sowohl ein Rückgang der Geburtenrate als auch die Anzahl der Storchenpaare beobachtet.
Um hier einen kausalen Zusammenhang herzustellen, müsste man dem Irrtum auferlegen, dass uns die Storche unsere Babies bringen.
Richtig ist, dass seit Januar 2022 die neue REACH Verordnung in Kraft getreten ist. Diese Verordnung hat zur Folge, dass die Inhaltsstoffe von Tattoofarben in Europa extrem stark eingeschränkt und limitiert wurden. Diese REACH Verordnung ist u.a. durch die europäische Petition “Save the Pigments” von Michael Dirks (The3Pylons) und Erich Mähnert in aller Munde.
Richtig ist auch, dass in den letzten Monaten sehr selten Schwellungen und Reaktionen in Tätowierungen und kosmetischen Behandlungen mit bspw. Fillern, Implantaten und Botox beobachtet wurden. Dabei scheint es sich um ein sehr seltenes Phänomen zu handeln, welches in den meisten Fällen nur vorübergehend auftritt und vollständig reversibel ist.
Falsch und vor allen Dingen unbewiesen an dem Gerücht ist, dass REACH konforme Tattoofarben diese unerwünschten Schwellungen und Nebenwirkungen hervorrufen! Der kausale Zusammenhang liegt laut führenden Experten aus dem Bereich der Medizin und Dermatologie vielmehr in der Covid-19-Impfung und/ oder -Infektion.
Auch Experten sehen die seltenen Nebenwirkungen nach einer Tätowierung im Zusammenhang mit Covid-19-Impfungen und/ oder Infektionen.
Wichtig zu erwähnen ist, dass es hierzu noch keine spezifischen und evidenzbasierten Erkenntnisse gibt.
Dr. Robert Gotkin und Prof. Dr. med. Christian Raulin
In der dermatologischen Fachzeitschrift “Derm” vom Juni 2021 heißt es bspw. “Sowohl Gotkin, Cotofana et. al. (1) als auch Raulin (2) haben dezidiert dargelegt, dass Schwellungen und unerwünschte Reaktionen im Zusammenhang mit einer durch die Impfung getriggerten Immunreaktion bei dermalen Fillern sehr selten möglich sowie stets vollständig reversibel behandelbar sind.” Die hier erwähnten dermalen Fillern können in Ihrer Wirkung auf unser Immunsystem vergleichend herangezogen werden.
Dr. rer. nat. Steffen Schubert
Wir haben den Naturwissenschaftler und Forscher, Dr. rer. nat. Steffen Schubert, nach seiner Meinung gefragt. Steffen Schubert befasst sich seit vielen Jahren wissenschaftlich mit dem Thema Tätowierung und ist ein oft und gern gesehener Redner auf diversen internationalen Tattoo-Kongressen. Er sieht ebenfalls zum aktuellen Kenntnisstand keinen Zusammenhang zwischen den sporadischen Nebenwirkungen und REACH konformen Tattoofarben und sieht die Ursache vielmehr in den Covid-19-Impfungen und/ oder Infektionen begründet: “Noch nie wurden so viele Menschen auf einmal geimpft, daher mehren sich nun auch extrem seltene Komplikationen.”
Allein in Deutschland wurden bis April 2022 über ca. 147.240.000 Millionen Impfdosen verabreicht.
Stand 25. April 2022. Quelle: https://ourworldindata.org/covid-vaccinations?country=DEU
Unsere Empfehlung!
Durch eine Covid-19-Impfung oder -Infektion wird unser Immunsystem stark geschwächt. Und durch eine Tätowierung ebenfalls.
Wir empfehlen auf Grundlage unseres derzeitigen Wissensstandes einen zeitlichen Abstand zwischen einer Tätowierung und einer Covid-19-Impfung oder -Infektion von mindestens 4 Wochen. So hat das Immunsystem genügend Zeit, sich nacheinander mit den Herausforderungen der Impfung und der des Tätowierens auseinanderzusetzen.
Unser Fazit
Zu glauben, dass REACH konforme Tattoofarben die sporadisch auftretenden Nebenwirkungen verursachen, ist wie zu glauben, dass uns der Storch die Babies bringt.
Literaturhinweise:
(1) Gotkin RH, Gout U, Sattler S, Piansay-Soriano ME, Wanitphakdeedecha R, Ghannam S, Rossi E, Ferrariz TS, Hexsel D, Frank K, Davidovic K, Sarnoff DS, Cotofana S (2021): Global Recommendations on COVID-19 Vaccines and Soft Tissue Filler Reactions: A Survey-Based Investigation in Cooperation With the International Society for Dermatologic and Aesthetic Surgery (ISDS). J Drugs Dermatol 20 (4),374-378
(2) Conrad D, Raulin C (2021): COVID-19-Impfung – (k)ein Risiko für Patienten mit dermalen Fillern? derm Praktische Dermatologie 27, 29-33